Herbolzheim an der Jagst

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74861 Neudenau-Herbolzheim
Deutschland

Herbolzheim an der Jagst - eine Kurzchronik

Autor: Hans-Jürgen Ziern (Herbolzheim, * 1968 † 2014)

Geschichte: 1150 Jahre Herbolzheim

Die Gründung von Herbolzheim an der Jagst dürfte etwa um 500 n. Chr. erfolgt sein. Nachdem die Franken 496 die Alemannen besiegt und nach Süden und Südwesten zurückgedrängt hatten, übernahmen sie die Herrschaft in der heutigen Gegend um Herbolzheim. Die Frankenkönige verteilten den Grund als Lehen an Klöster und verdiente Verwaltungsbeamte oder Krieger. So gab einer der Frankenkönige die Markung einem fränkischen Edlen namens Heribot, von da an hieß die Siedlung Heribotesheim. Urkundlich erwähnt ist dies erstmals in der sogenannten Germo-Urkunde um 857, als Germo von Heribotesheim dem Kloster Lorsch eine Schenkung machte. Bis ins 13. Jahrhundert blieb das Dorf im Besitz der Ritter von Herbolzheim.

Mutmaßlich ist unser Dorf beim Einfall der Ungarn 910 zerstört worden. Wegen der Unsicherheit hat der Dorfadel die Siedlung auf der rechten Jagstseite aufgegeben. Gegenüber, auf dem steil zur Jagst abfallenden Bergrücken, erbauten sie einen befestigten Herrenhof, umgaben ihn mit Wall, Graben und hölzernen Wehrbauten. Die Ritter von Herbolzheim verarmten. Durch Verkäufe gelangte ihr Eigentum bis 1362 völlig in den Besitz von Kurmainz.

Mit dem Amt Neudenau, zu dem es nun gehörte, kam Herbolzheim an die Grafen von Leiningen, und im Jahre 1806 an das Großherzogtum Baden. Die wenigen überlebenden Bauernfamilien siedelten sich in der Nähe des geschützten Herrenhofes an. Wann die Burg zu Herbolzheim erbaut wurde, weiß man nicht genau. Ihre Anfänge könnten zwischen 1100 und 1200 entstanden sein. Es war eine der mächtigsten Ritterburgen der Umgebung mit dem Kernstück, dem etwa 25 m hohen Bergfried, erbaut nach militärischen Gesichtspunkten, zur Sicherheit seiner Bewohner und militärischen Beherrschung der Umgebung. Wann die Burg zerstört wurde, ist nicht bekannt. 1907 verkaufte die Gräfin Maria von Leiningen das Gelände mit der Burgruine an den Gastwirt Josef Dietz.

Ursprünglich war Herbolzheim an der Jagst sehr landwirtschaftlich geprägt. In der jüngeren Vergangenheit nahm das Dorf Herbolzheim großen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl aufgrund der Vertriebenen und Flüchtlingen enorm an. Um allen Menschen ein festes Dach über dem Kopf zu ermöglichen, wurden die Siedlungshäuser im Kreßbachtal in die Höhe gezogen. Des Weiteren wurde im Jahre 1957 jenseits der Jagstbrücke eine neue Schule erbaut. Langsam siedelten sich am ursprünglichen Dorf verschiedene Industriezweige an. Im Jahre 1959 wurde die neue Kilianskirche fertig gestellt. Die Ortsdurchfahrt wurde ausgebaut, die Ortskanalisation sowie die Modernisierung der Jagstbrücke im Jahre 1964, der Bau der modernen Leichenhalle im Jahre 1965 und Erweiterung des Friedhofes im Jahre 1972 waren weitere Schritte in der Entwicklung des Dorfes Herbolzheim an der Jagst. Nach der Gemeindereform in den Jahren 1973 - 1975 wurde Herbolzheim mit Siglingen, Reichertshausen und Kreßbach zur Gesamtstadt Neudenau zusammengeschlossen und dem Landkreis Heilbronn angegliedert. In den Jahren 1978/1979 wurde die Kläranlage erbaut (Ausbau zur Sammelkläranlage der Stadt Neudenau in den Jahren 2006 - 2008). Weiterhin wurden im Jahre 1986 das Feuerwehrgerätehaus errichtet und der Dorfplatz zwischen Feuerwehgerätehaus und Rathaus neu gestaltet, 1990/1991 konnte die Ortsdurchfahrt erneuert und der Radweg zwischen Herbolzheim und Neudenau fertig gestellt werden. Nach dem verheerenden Jahrhunderthochwasser vom Dezember 1993 sind in Herbolzheim umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt worden. Sichtbares Wahrzeichen für diese Schutzmaßnahmen ist die Hochwasserschutzmauer entlang des Uferweges, die errichteten Entlastungspumpwerke sind für den Betrachter nicht sichtbar, diese haben jedoch bisher den Ort vor weiteren Hochwasserkatastrophen verschont. Herbolzheim, im Jahre 2012 mit über 1600 Einwohnern, hat sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges von einer ehemals landwirtschaftlich geprägten Struktur zu einem infrastrukturell festen Bestandteil im Stadtgefüge der Gesamtstadt Neudenau entwickelt. Im Jahre 2007 konnte Herbolzheim den 1150-jährigen Geburtstag im großen festlichen Rahmen feiern.

Die Ruine Heriboldisburg

Ruine Heriboldisburg

Die Ruine Heriboldisburg ist der Rest einer hochmittelalterlichen Burg oberhalb des Jagsttales. Bis auf den (rekonstruierten) knapp 30 Meter hohen und knapp 9 Meter im Durchmesser betragenden runden Bergfried und wenige Zwinger- und Mauerreste ist heute nichts mehr von der Anlage erhalten. Die Burg wurde vermutlich im 13. Jahrhundert auf einem Bergsporn errichtet. Um den Bergfried waren Wohngebäude und Stallungen angeordnet, das Ensemble war mit einer Ringmauer umgeben. Hinter der Ringmauer befand sich ein halbkreisförmiger Halsgraben. Das im 16. Jahrhundert errichtete, aber inzwischen mehrfach umgebaute Anwesen unterhalb der Burg (mit Torbogen von 1564) war der Wirtschaftshof bzw. die Vorburg. Ein (rekonstruiertes) Gebäude östlich der Burg soll der zur Anlage gehörige Schafstall gewesen sein. Ein vermauerter Torbogen datiert auf 1594. Die Burg wurde vermutlich im dreißigjährigen Krieg zerstört. Steine von Gebäuden und Wehrmauern sollen beim Bau der Jagstbrücke verwendet worden sein, in der Anlage befinden sich jedoch auch noch große Schuttmengen eingestürzter Gebäude. Der einsturzgefährdete Bergfried wurde durch jüngst erfolgte Sanierungsmaßnahmen gesichert und begehbar gemacht. Die Anlage befindet sich in Privatbesitz.

Impressionen aus Herbolzheim an der Jagst